Tag 8

Zwischenstand: 688km
Ruhetag! Belgrad; 9 Grad; Regen
Warmshowers

Aleksandar und seine Freundin Milica nehmen regelmäßig Radler bei sich auf. Sie haben bereits aufgehört zu zählen, wie viele bei ihnen bereits untergekommen sind. Dadurch, dass seine Freundin aktuell pro Jahr nur etwa eine Woche Urlaub hat, können sie keine längeren Touren machen. Da sind die Erzählungen von Radlern aus aller Welt eine willkommene Alternative. Ich bin froh, so herzlich aufgenommen zu werden.
Nachdem für morgen Regen angesagt ist, beschließe ich die Generalreinigung des Rades noch zu verschieben. Die Kette muss ohnehin alle paar Tage geölt werden, da sie sonst zu quietschen anfängt.
Trotz leichtem Regen starte ich eine Erkundungstour nach Belgrad. Die ersten Meter ohne Gepäck sind völlig ungewohnt. Die Balance am Rad ist aber schnell wiedergefunden. Ich bin erstaunt, dass nach einer Woche im Sattel der Hintern noch keine Anstalten macht. Einzig die Knie machen sich leicht bemerkbar. Ich denke, das sollte sich aber nach dem Ruhetag auch wieder legen.
Ich überquere die Save über eine erst kürzlich gebaute Brücke, die nach Aussage von Aleksandar völlig überteuert ist. Er meint, wozu braucht man eine Brücke mit einem 200m hohen Pylon, die soviel kostet wie drei herkömmliche Brücken. Derartige Gespräche sind offensichtlich an der Tagesordnung. Der Einsatz von Finanzmitteln stößt sehr selten auf Zustimmung. Immerhin hat die Brücke einen eigenen Fußgänger und Radfahrerbereich. Vorbei am Belgrader Expo Gelände geht es in Richtung Stadt.
Radfahrer sind in Belgrad nicht stark vertreten. Nach Auskunft von Aleksandar hat sich das die letzten Jahre aber auch nicht sehr verändert. Es fahren entweder diejenigen mit dem Rad, die sich kein Auto leisten können, oder jene, die sich sportlich betätigen wollen. Novi-Beograd ist da eine Ausnahme, da der Stadtteil einerseits absolut eben ist, und andererseits von Beginn an Fuß- und Radwege geplant wurden. Belgrad dagegen ist sehr hügelig und verfügt nur über ca. 5km Radwege.
Etwas planlos schiebe ich mein Rad durch den Stadtkern von Belgrad. Tagelang habe ich das mehr als einfache Leben auf dem Land gesehen und jetzt wird wieder Pelz getragen und in teuren Boutiquen geschoppt. Dieser Wechsel ging mir heute fast etwas zu schnell.
Ich freue mich schon darauf, morgen wieder weiterzufahren. Als nächster Meilenstein steht nun das Eiserne Tor vor mir. Danach muss ich mich entscheiden, ob ich über Sofia nach Istanbul fahre, oder ob ich noch länger and er Donau bleibe. Der Weg über Sofia führt entlang des Transitkorridors und wird sicher sehr verkehrsreich. Der Weg an der Donau wird aber sehr eintönig werden… Ich bin selbst noch nicht sicher wohin es gehen wird.