Tag 204 – 23.August

Xi´an – ca.10km hinter Dali: 144km; 6:28h im Sattel; 24 – 33 Grad, bedeckt / Sonne
Camping

Ganz nach dem Motto – das Beste kommt zum Schluss – hatte ich mir die Hauptattraktion von Xi´an für den Schluss aufgehoben. Um dem wegen Sommerferien und Wochenende voraussichtlich gewaltigen Touristenansturm auf die Terracotta Armee zu entgehen, begann der Tag für mich heute schon recht zeitig. Bis nach Lintong waren es knapp 40km und ich wollte gegen 8 Uhr vor Ort sein. Schlussendlich hatte es sich auch wirklich ausgezahlt, auf ein paar Stunden Schlaf zu verzichten. Ich war mit bei den Ersten, die das Gelände betraten und es drängten schon von Beginn an unzählige Touristen nach.
Die Terracotta Armee wurde ja erst Ende der 70er Jahre durch Zufall entdeckt. Bei Brunnenbohrungen stieß man auf Fragmente der Terracotta Armee. Zuvor wurde das Gelände immer wieder als Begräbnisstätte verwendet, nachdem sich die Terracotta Armee aber gut 4 Meter unter der Erdoberfläche befindet, war man bis in die 70er Jahre diesem Geheimnis nicht auf die Spur gekommen.
In drei unterschiedlich großen Hallen kann man einen Teil der bereits ausgegrabenen Armee begutachten. Ein Großteil befindet sich noch immer unter der Erde. Schon alleine die Vorstellung, eine ganze Armee aus Ton anzufertigen, um ein Grabmal zu bewachen ist beeindruckend. Noch viel beeindruckender ist aber die sagenhaft detailgetreue Darstellung der Soldaten und Pferde. Jeder Soldat und jedes Pferd ein Unikat. Sie unterscheiden sich alle sowohl in Haltung, als auch in Kleidung und Aussehen. Sogar das Profil der Schuhsohlen wurde bis ins kleinste Detail dargestellt. Man hat das Gefühl, einer leibhaftigen Person gegenüberzustehen. Leider sind durch die Lufteinwirkung die Farben verschwunden und somit kann man jetzt nicht mehr sehen, dass die Armee sogar bemalt war. Die lebensgroßen Figuren sind allesamt aus Ton gefertigt und wurden in großen Öfen gebrannt. Teilweise sind die Figuren vollständig erhalten, teilweise werden sie noch aus Einzelteilen zusammengesetzt und ein Großteil befindet sich generell noch unter der Erde. Für die Archäologen vor Ort gibt es definitiv noch viel Arbeit.
Man geht davon aus, dass mehr als 30 Jahre an der Fertigung der Armee gearbeitet wurde. Ähnlich wie bei den Grabanlagen der Ägypter wurde auch hier die Anlage abschießend versiegelt. Die Krieger, Streitwägen und Pferde stehen in Reih und Glied nebeneinander, durch gestampfte Lehmwände sind sie in Gruppen voneinander getrennt. Mit Holzbalken, Gewebematten, Sand und Lehm wurde die Armee von oben her abgedeckt. Die Zugänge wurden vermauert und über Jahrhunderte blieb diese gewaltige Anlage vergessen.
Jetzt kann man durchaus von einem Touristenmagneten sprechen. Für gut eine Stunde konnte ich die Anlage in aller Ruhe besichtigen, dann wurde der Lärmpegel und das Gedränge schon relativ unangenehm. Scharenweise drängen die Touristengruppen in die Ausgrabungshallen und kennen kein Pardon, wenn mal Andere im Weg stehen.
Ich war froh, dann wieder auf dem Rad zu sitzen und meinen persönlichen Freiraum zu genießen. Auf einer sehr schmalen und ruhigen Nebenstraße ging die Fahrt nun weiter. Die Landschaft wird wieder flach wie ein Brett. Links und rechts der Straße gibt es nun wieder viele Obstbäume. In der Gegend von Lintong wurden Granatäpfel angebaut, jetzt gehts vorbei an Äpfeln, Pfirsichen und Trauben. Alle zum größten Teil am Baum in Tüten verpackt. Die Rebstöcke unter einem dichten Netz vor den Vögeln geschützt.
Mittags gehts durch Weinan, einem an sich nicht allzugroßen Ort, allerdings entsteht hier aktuell eine gewaltig große Industrie- und Gewerbezone. Die Ortsstruktur selbst deutet noch nicht auf die große Weiterentwicklung hin, aber man sieht schon meterhohe Visualisierungen von leuchtenden Malls, breiten Alleen, vielen Bewohnern und vor allem Wohlstand. Die ersten großen Hotels stehen bereits, Hinweise auf die Mall und die große Flaniermeile sucht man noch vergebens. In China, so habe ich den Eindruck, kann man den Fortschritt auch erzwingen. Fraglich bleibt aber, ob die Einwohner diese Art von Weiterentwicklung überhaupt wollen. Wann werden all die leerstehenden Hochhäuser bewohnt sein? Wer zieht in die Städte, die bis auf Gewerbe und Industrie nicht viel zu bieten haben? Entstehen hier gerade zukünftige Geisterstädte? Ich bin mal gespannt, wie sich die Lage weiter östlich entwickelt. Mag sein, vielleicht befinde ich mich ja auch gerade in einer Übergangszone und der Zuzug ist bereits im Gange.
In Weinan wurde ich auf jeden Fall trotz der etwas eigenartigen Stadtentwicklung sehr herzlich willkommen geheissen. Aus mehreren vorbeifahrenden Autos wurde mir freundlich zugewunken und der Wirt des Lokales meiner Wahl konnte seine Freude über einen westlichen Gast auch nicht wirklich verbergen. Mit dem Rad von Deutschland aus bis nach China, da war er kurz mal sprachlos, kam dann aber kurz darauf mit einer Packung Taschentücher als Geschenk zurück. Selbstverständlich gab es dann abschließend noch diverse Erinnerungsfotos. So herzlich wurde ich schon lange nicht mehr verabschiedet.

Tag 205 – 24.August

Ca.10km hinter Dali – kurz hinter Hejin: 152km; 7:32h im Sattel; 20 – 33 Grad, Sonne
Camping

In den vergangenen Tagen hatte ich mich ja schon direkt daran gewöhnt, dass ich bis gegen Mittag meist keine Sonne sehe, nachdem stets ein penetranter Dunstschleier die Sicht einschränkt. Was heute los war, kann ich mir auch nicht so recht erklären. Auf einen Schlag gab es strahlend blauen Himmel und absolut klare Luft. Die Schwüle der letzten Tage – wie weggeblasen. Naja, ewig hielt das leider auch nicht an, aber zumindest für ein paar Stunden konnte ich den absolut klaren Himmel genießen. Die Strecke wurde langsam wieder etwas hügeliger. Der Boden wieder sehr lehmhaltig, daher auch wieder gehäuft Ziegeleien neben der Straße. Zum ersten Mal sah ich heute eine Ziegelei, die einfach nur aus dem bestehenden Boden herausgearbeitet wurde. Nachdem der Boden ohnehin schichtweise abgetragen und zu Ziegeln verarbeitet wird im Grunde gar keine so schlechte Idee.
Die Apfelernte setzt langsam ein. Vor einzelnen Häusern türmen sich bereits Berge von Äpfeln, neben den Feldern werden die in Tüten verpackten Äpfel von den Bäumen gepflückt, in Kisten verpackt und dann zur Sammelstelle gefahren. So ganz durchschaut habe ich noch nicht, worin der Zweck der Tüten am Baum ist. Ein Großteil der Äpfel schafft es nicht in die Kisten, weil sie zuvor aussortiert werden. Jetzt liegen die Äpfel einzeln in Plastiktüten neben der Straße und faulen vor sich hin. Ein Schritt zur Müllvermeidung ist das auf alle Fälle keiner. Aber in Puncto Müllvermeidung, da braucht man in China ohnehin gar nicht erst anfangen zu diskutieren. Meine Vermutung, weshalb das Land noch nicht völlig im Müll versinkt ist, dass es genug Menschen gibt, die ihren Lebensunterhalt mit dem Sammeln von recycelbarem Müll bestreiten. Selbst die Straßenkehrer suchen stets nach Plastikflaschen, die sie in eigens mitgebrachten Tüten horten und offenbar irgendwo dann gegen Entlohnung abliefern.
Kurz nachdem ich aufgebrochen war führte mich meine Fahrt durch Weizhuang, mal wieder eine dieser Städte, die sich dem Fortschritt verschrieben haben und das Wachstum durch kräftige Bautätigkeit beschleunigen wollen. Offenbar liegt die Stadt aber in einem durch Erdbeben gefährdeten Gebiet. Im Norden der Stadt befindet sich ein Hügel, der offenbar erst kürzlich als Sammelpunkt im Falle eines Erdbebens ausgebaut wurde. Eine ganze Batterie von Wegweisern zeigt die Richtung zur Notfallquelle, zum Notfallshop, zum Notfallzeltplatz, zur Notfallzentrale usw.
Es ist ein etwas eigenartiges Gefühl, wenn man am Hügel steht, die immense Bautätigkeit am Fuß des Hügels betrachtet und gleichzeitig im Hinterkopf hat, dass der Ort, von dem man einen so schönen Blick auf die Stadt hat, nur dazu geschaffen wurde, einen Großteil der Bewohner im Falle eines Erdbebens in Sicherheit zu bringen.
Ein Highlight des heutigen Tages hätte eigentlich die Besichtigung der Altstadt von Hancheng werden sollen. In Xi´an hatte ich noch gelesen, dass in Hancheng eine sehr reizvoller Altstadtkern zu finden sei. Entweder hatte ich nicht ausreichend gesucht, oder die Vorstellungen von einer reizvollen Altstadt gehen auseinander. Man spürte schon, dass man sich in einem traditionellen Gassensystem befindet, aber Stimmung kam nicht wirklich auf. Die engen Gassen waren vollgerammelt mit Touristenläden, die Häuser wirkten zwar ein wenig älter, als man es sonst so in den Dörfern sieht, aber mit dem Bild einer alten chinesischen Stadt hatte das auch nicht viel gemeinsam.
Nachdem ich keinen Reiseführer zur Hand hatte, folgte ich meinem Bauchgefühl und ließ Hancheng links liegen. Mag sein, dass es mehr zu sehen gegeben hätte, aber irgendwie war mir heute nicht so sehr nach Suchen.
Es war brütend heiß und mir war nur noch nach Schatten und einem kühlen Getränk. Auf der Gehsteigkante vor dem Laden sitzend wollte ich in Ruhe meinen Eistee genießen, doch irgendwie roch es etwas eigenartig. Jetzt hat doch glatt gut einen Meter neben mir jemand einen ordentlichen Haufen hinterlassen. Das sehe ich jetzt nicht zum ersten Mal, dass mitten in der Stadt jemand sein Geschäft auf offener Straße erledigt. Wo führt das noch hin? Aber anderseits, es kommt ja auch nicht von irgendwo. Kurz davor hatte ich noch im Vorbeifahren beobachtet, wie ein vielleicht zehnjähriger Junge mitten vor die Eingangstüre zum väterlichen Laden pinkelt und Herr Vater steht einen Meter dahinter und streichelt sich nur den bis zur Brust entblößten Bauch. Ich frage mich schon, ob es wirklich so normal ist, seine Notdurft auf offener Straße zu erledigen? Aber wenn man es von Kindesbeinen an so sieht… Naja, in Ermangelung eines alternativen Schattenplatzes blieb ich dann doch noch sitzen. Empfindlich darf man in China ohnehin nicht sein.
Womit ich nicht wirklich gerechnet hatte war, dass kurz hinter Hancheng die Landwirtschaft von Schwerindustrie verdrängt wird. Die Dichte an LKWs auf der Straße nahm deutlich zu und immer öfter ging es vorbei an qualmenden Schornsteinen, dröhnenden Generatoren und Staub, Staub, Staub. Die Luftqualität sank drastisch. In den Dörfern und neben der Straße sammelte sich wieder der Müll. Radfahren wurde immer mehr zur Tortour. Ich wollte nur noch raus aus dieser Umgebung. Sehnsüchtig blickte ich zur Hügelkette im Norden. So wie es aussieht zieht sich die Industriezone jetzt noch ein gutes Stück der Ebene entlang. Ich hatte mir gestern schon auf der Karte eine optionale Strecke durch die Berge angeschaut, die Entscheidung fiel demnach nicht schwer, wohin es nach Überquerung des nun wieder aufgetauchten Gelben Flusses gehen sollte. Ich hoffe mal, in der recht hügelig wirkenden Nebenstrecke wieder etwas Ruhe finden zu können. Ein eigenartiges Gefühl ist es schon, durch eine Gegend zu radeln, die praktisch nur von Industrie beherrscht wird.
Am Ufer des Gelben Flusses haben sich unzählige kohleverarbeitenden Betriebe angesiedelt. Zum Staub der ohnehin schon auf der Straße liegt kommt jetzt auch noch der Kohlenstaub der LKWs hinzu. Das ganze Gemisch setzt sich herrlich auf der schweißfeuchten Haut fest.
Der Gelbe Fluss stellt die Provinzgrene zwischen Shaanxi (Provinzhauptstadt Xi´an) und Shanxi (Provinzhauptstadt Taiyuan) dar. Die rötliche Färbung die er noch in Lanzhou hatte ist nun verschwunden und hat sich in einen gelbbräunichem Farbton gewandelt. Obwohl die Sonne noch immer vom Himmel brannte, war mir nicht so sehr nach Baden. Die Einheimischen fühlen sich hingegen im Wasser scheinbar recht wohl. Wenn ich aber bedenke, wie in den an einem Fluss gelegenen Dörfern die Müllentsorgung funktioniert, dann meide ich das Wasser des Gelben Flusses lieber.

Tag 206 – 25.August

Kurz hinter Heji – Linfen: 138km; 7:07h im Sattel; 18 – 34 Grad, Sonne
Camping

Schon nach den ersten Metern war klar, dass heute einige Höhenmeter absolviert werden müssen, aber die Strecke schien vielversprechend. Der zu Beginn noch recht intensive Verkehr dünnte nach und nach aus und kurz bevor der erste Gipfel erreicht war, konnte man schon die Stille und die klare Luft genießen. Von den vorbeidonnenden LKWs mit ihren dicken Staubwolken brauchte ich unbedingt mal einen Tag Pause.
Mein Kartenmaterial für China ist ja nicht unbedingt sonderlich detailliert. Die Übersichtskarte eignet sich primär zum groben Orientieren und die offline Karte ist auch nicht immer auf dem aktuellsten Stand. Ein wenig überrascht war ich aber, als ich nach Xiangning kam. Auf meiner Karte war der Ort zwar verzeichnet, doch die Bundesstraße in diesem Bereich nur durch einen Feldweg verbunden. In den letzten Jahrzehnten muss Xiangning einen gewaltigen Entwicklungsschub bekommen haben. Die wenigsten Gebäude sind älter als 20 Jahre, im Stadtzentrum ein gewaltiges Veranstaltungsgebäude und auf den Straßen reges Treiben. Typisch für die Gegend sind offenbar etwa handtellergroße Küchlein, die mit süßer Sojabohnenpaste und Nüssen gefüllt sind. Man bäckt sie frisch am Straßenrand, wo sie dann verkaufsfertig in Kartons gestapelt werden. Bisher hatte ich nur bei Moslems süßes Gebäck gesehen, jetzt also zum ersten Mal was Süßes von Nicht Moslems.
Ich gehe mal davon aus, dass das rapide Stadtwachstum auf die Kohlenindustrie zurückzuführen ist. Auch hier in der Gegend spielt Kohle eine bedeutende Rolle. In Guanlouzhen machte ich vor dem letzten großen Anstieg dann meine verdiente Mittagspause. Die Straße glitzerte regelrecht vom Kohlenstaub. Was mir noch nicht so ganz klar ist, wo die Kohle eigentlich genau herkommt. Man sieht eigentlich nur Lagerflächen und Aufbereitungsanlagen, der Abbau muss irgendwo anders stattfinden. Ob hier im Lössboden irgendwo Kohle versteckt ist?
Landschaftlich hatte sich der Ausflug durch die hügelige Landschaft auf alle Fälle ausgezahlt. Wenn auch recht schweißtreibend, so war die doch sehr abwechslungsreiche Strecke genau das Richtige. Fast schon ein bisschen schade, dass ich jetzt wieder in die Ebene zurückkehre. Die doch noch recht kräftige Sonne entlockt den Pinien am Straßenrand einen schon lange nicht mehr genossenen Duft. In engen Serpentinen gehts bergab, stellenweise hat man das Gefühl, man radelt in Italien.
Nach einer herrlich langen Abfahrt wurde ich in Linfen wieder von hupenden LKWs und knatternden Lastendreirädern empfangen. Von Linfen aus möchte ich in einem Tag bis nach Pingyao kommen, offenbar einer der letzten Städte Chinas die noch über einen intakten, historischen Stadtkern verfügt. Irgendwie landete ich dann zu meiner großen Überraschung in einer Art Erholungspark. Direkt am Fluss wurde offenbar erst vor kurzem eine langgezogene Parkanlage errichtet, die mich unmittelbar an die Wiener Donauinsel erinnerte. Leider eignet sich das Wasser aber definitiv nicht zum Baden. Ein paar Kilometer radelte ich noch entlang des Flusses, die Bundesstraße zwar in Sicht-, jedoch nicht in Hörweite und fand dann sogar noch mitten im Pappelhain einen ruhigen Platz für mein Zelt. Jetzt heißt es noch einmal Kräfte sammeln, für morgen steht eine lange Etappe auf dem Plan, doch dafür gibts danach aber auch einen Tag Pause.

Tag 207 – 26.August

Linfen – Pingyao: 169km; 7:27h im Sattel; 18 – 27 Grad, wechselhaft
Hostel

Nach den vergangenen Tagen mit viel Schweiß und noch mehr Staub in der Luft freute ich mich schon heute Morgen ganz besonders auf die Ankunft in Pingyao. Bis dahin hieß es aber noch recht kräftig strampeln. Ich genoss die Morgenstimmung am Fenhe River, in dessen Seitenarmen fleissig Sand abgebaut wurde. Leider konnte ich dem Fluss nur noch ein paar Kilometer folgen, dann endete die Uferstraße. Zurück auf der Bundesstraße ging das Gehupe wieder los. Viele Pappeln spendeten Schatten und bremsten auch den Gegenwind ein wenig ein. In vielen kleinen Betrieben wird neben der Straße Schälfurnier produziert. Die einzelnen Furniere werden in speziellen Vorrichtungen luftgetrocknet. Holzverarbeitende Betriebe und es riecht kein bisschen nach Holz… das ist ein wenig ungewöhnlich. Die getrockneten Furniere werden zu Bündeln verschnürt und auf kleine LKWs geladen die in der Flut von Kohlenlastern fast untergehen.
Kohle wird hier in fast jeder Form transportiert. Manche Laster transportieren mehr oder weniger Kohlenstaub, andere faustgroße Stücke, wieder andere Kohlenstücke, die schon eher an Felsbrocken erinnern. Natürlich verliert jeder der Laster immer ein bisschen von der Ladung. Abseits der Straße ist alles in einen tiefschwarzen Schleier gehüllt. Schon Mittags bin ich von Kopf bis Fuß mit Kohlenstaub überzogen. Die Sonnencreme hätte ich mir heute durchaus sparen können.
Zumindest beim Essen gab es heute wieder etwas neues. Eine Mischung aus Omelett und Pfannkuchen hatte mein Interesse geweckt. Offenbar werden hier unzählige Eier mit Mehl, ein paar Frühlingszwiebeln und Salz vermischt und auf dünn ausgebacken. Bisher hatte ich dieses Gericht bei noch keinem Straßenlokal gesehen. Sollte es mir wieder mal begegnen werde ich aber definitiv noch einmal zuschlagen.
Für die restliche Etappe hatte ich aber genau die richtige Unterlage, um mehr oder weniger ohne Pause bis nach Pingyao durchzuradeln. Bis auf höllisch viel Verkehr und immer wieder Kohlebetriebe gab es nicht sonderlich viel zu sehen. Die Bundesstraße 108 auf der ich seit Xi´an unterwegs bin, führt bis nach Peking. Die ersten Wegweiser zur Hauptstadt wurden schon gesichtet. Wenn ich den direkten Weg wähle, sind es nur noch gut 700km. Die Kilometer schmelzen dahin. Wenn es die Zeit zulässt, würde ich aber ganz gerne noch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und meine Route über Datong legen, um dann von Nordwesten nach Peking einzurollen. Näheres wird sich sicher in den kommenden Tagen klären.
Nachdem das Hostel meiner Wahl bereits ausgebucht war, wurde ich zum eben erst eröffneten Schwesterbetrieb geführt, was definitiv kein Schaden für mich war. Im schattigen Innenhof eines stilvoll restaurierten chinesischen Stadthauses fand ich den perfekten Ort zum Erholen.
Ein herrliches Gefühl, die vor Schweiß und Staub schon ganz steifen Klamotten mal wieder in die Waschmaschine zu geben. Die Stadtbesichtigung verschiebe ich ganz entspannt mal auf den morgigen Tag. Für heute heißt es erst einmal die Beine hochlegen und ERHOLEN.