Tag 156 – 06.Juli

Bishkek – 20km hinter Tokmok: 92km; 3:34h im Sattel; 25 – 30 Grad, Sonne
Camping

Heute ist der große Tag. Nach über einer Woche Auszeit in Bishkek geht es endlich wieder weiter. Der Muskelkater hat sich noch nicht ganz verzogen, soll aber beim Radeln nicht weiter stören. Bis alle sieben Sachen wieder in den Packtaschen verstaut waren verging einige Zeit, ich hatte aber keinen Druck besonders früh starten zu müssen. Die letzten Mails wurden geschrieben und noch eventuell relevante Informationen aus dem Internet aufgeschrieben. Enzo war gar nicht so glücklich, dass der Großteil der Gruppe heute das Ferienlager bei Nathan und Angie verlässt und versuchte immer wieder mich, oder Jona und Franzi davon zu überzeugen, dass wir doch auch erst morgen fahren könnten. Für mich stand die Entscheidung aber fest, Jona und Franzi beschlossen schließlich doch erst morgen aufzubrechen.
Mittags gönnte ich mir noch einen frischen Obstsalat mit Vanilleeis, mein treues Rad bekam dafür noch ein nagelneues Lenkerband. Nach 10.000km war das erste Lenkerband nun doch schon durchgescheuert und nachdem es im Fahrradladen ums Eck exakt ein einziges Lenkerband gab, musste ich da fast zuschlagen.
Abschiednehmen fiel heute besonders schwer. In den letzten Tagen waren wir ziemlich zusammengewachsen. Auch als Team auf der Straße hatten wir keine schlechte Figur gemacht. Aber irgendwann kommt auch der Moment, in dem jeder wieder seinen eigenen Weg einschlägt. Jona und Franzi radeln wohl morgen guten Mutes in Richtung Almaty und werden dann über China in die Mongolei einreisen von wo aus es dann weiter nach Canada geht. In Canada werden sie dann ein Jahr arbeiten und anschließend mit neuen Rädern in Richtung Südamerika starten. Enzo wird erst mal noch sein Visum für Kasachstan beantragen und startet dann ebenfalls nach Almaty. In den letzten Wochen hat sich in der Visa-Politik von Kasachstan auch einiges getan. Ab dem 15.Juli, also in gut 10 Tagen dürfen 10 Nationen, darunter auch Deutschland ohne Visum für 15 Tage nach Kasachstan einreisen. Tja, da hätte ich mir ja fast das Geld für das Visum sparen können. Aber man sieht, die Visabeschränkungen fallen nach und nach. Vielleicht kann man ja in ein paar Jahren in alle Stan-Länder ohne Visum einreisen.
Weit später als geplant, erst kurz vor 16 Uhr war ich dann endlich auf der Straße. Als Tagesziel hatte ich mir den Zeltplatz gesetzt, an dem wir beim Hinweg bereits übernachtet hatten. Ambitioniertes Ziel, sollte aber machbar sein. Leichter Rückenwind trieb mich dann in Richtung Osten. Ich wählte eine andere Straße als jede, auf der wir gekommen waren, rollte von einem Ort in den nächsten, passierte den Ort Luxenburg, einen der wenigen Orte hier, in denen noch eine Deutsche Minderheit wohnt, und kam schließlich um halb acht am wohlbekannten Zeltplatz an.
Ich hätte nicht gedacht, dass dies so ein emotionaler Moment werden würde. Zum ersten Mal auf der gesamten Reise fühlte ich mich kurzzeitig alleine. Das Reisen in der Gruppe verändert doch stärker als gedacht. Die Melonenschalen von unserem Fruchtsalat lagen noch vertrocknet auf dem Boden, das Wasserloch war bereits ausgetrocknet, der Platz wirkte sehr vertraut. Ab jetzt geht es wieder solo weiter. So wie es aussieht wird es wohl ein paar Tage dauern, bis ich mich wieder auf die neue / altbewährte Reiseform eingestellt habe. Morgen werde ich bis zum Ysyk Köl See radeln und ab dann liegt wieder unbekanntes Terrain vor mir. Ich freu mich schon drauf!

Tag 157 – 07.Juli

20km hinter Tokmok – kurz hinter Kara Talaa: 134km; 6:30h im Sattel; 23 – 32 Grad, Sonne / Gewitter
Camping

Strahlender Sonnenschein lockte mich heute bereits recht früh aus dem Zelt. Der Rückenwind von gestern hatte sich leider in einen zwar nur leichten, doch spürbaren Gegenwind verwandelt. Trotzdem kam ich recht gut voran. Ich wusste nun ja bereits, dass gut 70km guter Asphalt vor mir lagen. Aufgrund der vielen Zwangspausen bei der Hinfahrt nach Bishkek hatten wir sowohl für die Strecke gestern, als auch für meine heutige Distanz weit mehr Zeit benötigt, als ich nun auf meiner Rückfahrt. Viele Streckenabschnitte kommen einem sehr bekannt vor, bereits in der Früh weiß ich schon, wo ich meine Saftvorräte aufstocken, mein Wasser auffüllen, mein Brot kaufen werde. Das etwas verschlafene Cafe, in dem wir zum Mittagessen eingekauft hatten, hat sich in den vergangenen 10 Tagen ordentlich herausgeputzt. Der verstaubte Kiosk ist nun mit frischen Waren bestückt, am Straßenrand stehen drei neue Kühlschränke unter einem großen Sonnenschirm und Tische vor dem ausrangierten Eisenbahnwagen laden zum Essen ein. Es scheint, als ob die Tourismussaison nun startet. Zum Mittagessen hatte ich mir schon einen schattigen Platz neben der Straße auserkoren, doch hier steht nun eine frisch aufgestellt Jurte wo Fisch und Pferdemilprodukte verkauft werden. Wie zu erwarten war, werde ich gleich mal in ein Gespräch verwickelt und dann auf zwei Schalen Kimiz, das hochgepriesene Getränk aus vergorener Stutenmilch, eingeladen. Mein Leib- und Magengetränk wird das wohl nicht werden, aber ganz so schlimm wie Enzo es beschrieben hatte ist es auch nicht. Das Hungergefühl ist aber vorüber und ich gönne mir noch eine halbe Stunde Schlaf im Schatten der Bäume. Dumpfes Donnergrollen lässt mich dann aufschrecken. Hinter mir braut sich ein ordentliches Gewitter zusammen. Es wird Zeit, wieder aufs Rad zu steigen und wenn möglich dem Regen zu entkommen. Die Szenerie gleicht zu 100% jener, als wir damals in Richtung Bishkek gestartet waren. Das gesamte Flusstal ist mit einer dunkelschwarzen Wolkenwand ausgefüllt, von Zeit zu Zeit erhellen Blitze den Himmel. Kurz bevor ich Balykchy erreiche ich schon von der Ferne jemanden, den ich hier wirklich nicht erwartet hätte. Chris, den ich in Dushanbe kennengelernt hatte, kommt gerade vom Song Köl und will morgen in Bishkek sein. Er macht auf mich einen etwas erschöpften, teilweise sogar resignierten Eindruck, nach Pamir und Song Köl hat sein Rad auch ordentlich Federn gelassen, die vordere Felge muss getauscht werden, weil sie schon fast durchgebremst ist, das einzig verbliebene Bremsseil wird nur noch durch einen Knoten zusammengehalten und das Schaltwerk musste er bereit in Kalai Khum gegen ein 4 Dollar China-Exemplar tauschen. Ich gebe ihm noch kurz ein paar Tips für Dushanbe, breche dann aber wieder auf, da nun bereits der Regen einsetzt und starker Rückenwind das Gewitter immer näher treibt. Der See ist schon in Sichtweite und auf dem Südufer sind keine Regenwolken zu sehen. Auch dieses Mal lasse ich Balykchy links liegen und radle auf direktem Weg zum Südufer des Sees. Exakt 24 Stunden nachdem ich Bishkek verlassen hatte, betrete ich nun unbekanntes Terrain. Der noch immer anhaltende Rückenwind treibt mich entlang der etwas holprigen Straße, stets in Sichtdistanz zum See. Meine emotionale Phase habe ich nun offenbar überwunden, die Freude über den Anblick des riesengroßen Sees ist stärker. Ausserdem kündigt sich schon ein neues Treffen mit alten Bekannten an. Julian, der Franzose mit dem Wohnmobil, den ich in Tiflis getroffen hatte, ist gerade nur etwa 80km östlich von mir. Wenn alles gut geht, werden wir uns morgen noch treffen. Im Iran und in Uzbekistan hatten wir uns leider verfehlt, morgen ist also die letzte Gelegenheit, bevor er nach China weiterreist.
Die Straße verläuft anfangs noch relativ weit vom Seeufer entfernt. Ich decke mich noch mit Schokoriegeln, Limonade und frischen Tomaten ein und halte dann Ausschau nach einem guten Zugang zum See. Kurz bevor die Straße noch weiter vom See wegführt schlage ich mich dann durchs Gebüsch und finde einen traumhaften Zeltplatz direkt am Seeufer vor. Keine Menschenseele weit und breit, Sandstrand, das Rauschen der Wellen und der Blick über den schier endlos wirkenden See erinnern stark ans Meer. Einziger Unterschied sind die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Schon alleine für diesen Ausblick und den Platz am See hatte sich die “Rückfahrt” ausgezahlt.
Dank meines frühen Starts heute Morgen kann ich schon um kurz nach 18 Uhr das Zelt aufschlagen. Der Himmel verdunkelt sich bereits wieder und ich gönne mir noch ein Bad im See, der zu meiner Überraschung weit wärmer ist als gedacht. So könnte jeder Radeltag enden. Die Salzverkrusteten Klamotten wandern zur Handwäsche ebenfalls unter Wasser. Über Balykchy tobt sich noch das Gewitter aus, ich bleibe aber verschont und kann das Schauspiel von Ferne bewundern.

Tag 158 – 08.Juli

kurz hinter Kara Talaa – Kadzhi Say: 69km; 3:39h im Sattel; 25 – 32 Grad, Sonne / Gewitter
Camping

Was gibt es schöneres, als einen Sonnenaufgang mit Meeresrauschen zu bewundern? Ich weiß nicht, ob es den Begriff Seerauschen gibt, aber der Wellengang kommt dem Meeresrauschen sehr nahe. Der Muskelkater vom Wandern ist noch nicht ganz abgeklungen, daher ließ ich den Morgen recht gemütlich starten. Der See ist wirklich ein Traum. Kristallklares Wasser, Sandstrand und keine Menschenseele weit und breit. Nur ein Bauer kam kurz vorbei, stellte die üblichen Fragen und war dann aber auch gleich wieder verschwunden. Die Kuh, die er eigentlich gesucht hatte, war in meiner Nähe zumindest nicht zu finden.
Als ich das Rad durchs Gebüsch wieder in Richtung Hauptstraße schob, passierten gerade zwei Radler mit Leichtgepäck. Wim und Cecilia verbringen ihren 4-wöchigen Sommerurlaub hier in Kirgistan. Für diese 4 Wochen haben sie sich eine etwas ungewöhnliche Art des Reisens ausgesucht. Sie werden tagtäglich von einem Privatchauffeur begleitet, der den Großteil ihres Gepäcks transportiert. Ein bisschen musste ich mich schon wundern über diesen Zugang zum Fahrradfahren, aber nun ja, Jedem das Seine. Ein paar Kilometer radelten wir gemeinsam, dann setzte ich mich wieder ab und nahm den für mich überraschend auftauchenden Anstieg in Angriff. Ich hatte mich eigentlich auf eine gemütliche Fahrt entlang des Seeufers eingestellt und war dementsprechend überrascht, dass ich mich noch einmal über 2000m hinauf schleppen musste. Das Panorama war dafür aber jedem Höhenmeter wert. Die Landschaft wechselt alle paar Kilometer. Es ist alles dabei; Steppe, sanfte Hügel, grüne Plateaus, dicht bewaldete Berghänge, stark erodiertes Gelände… die einzige Konstante ist das in ewiges Eis gehüllte Bergmassiv im Hintergrund.
Als die Straße langsam wieder zum See hinabführte passierte ich auch schon den ersten richtigen Badestrand, perfekt für ein kurzes Mittagessen. Am Strand toben sich die Kinder aus, wälzen sich im sonnengewärmten Sandstrand und springen in regelmäßigen Abständen wieder ins Wasser. Viele Erwachsene tummeln sich mit Schwimmreifen im Wasser, meist ist die gesamte Familie am Strand versammelt. Endlich ist man selbst nicht mehr der einzige Tourist.
Die beiden Ufer des Ysyk Köl Sees sind offenbar deutlich unterschiedlich stark touristisch erschlossen. Angeblich ist das Nordufer der russische Ballermann, das Südufer praktisch nicht erschlossen. Ich befinde mich am Südufer und kann das “praktisch nicht erschlossen” nur bestätigen. Es gibt zahllose traumhafte Badestellen, fast jeden Kilometer sieht man einen paradiesischen Zeltplatz, aber praktisch kaum Leute…
Gestern hatte ich mich noch mit Julien kurz hinter Kadzhi Say verabredet. Kadzhi Say scheint die Touristenhochburg des Südufers zu sein. Seine Blütezeit hat der Ort aber auch schon lange Zeit hinter sich. Verwitterte Schilder deuten auf ehemalige Sanatorien oder Hotels hin. Trotz alledem tummeln sich erstaunlich viele Touristen im Ort. Vor den Shops hängen Luftmatratzen, Schwimmreifen und allerlei Strandzubehör, große Gruppen marschieren vom Strand in Richtung Hotelanlage, da gerade wieder einmal ein Gewitter aufzieht. Im Ort gibt es sogar einen Campingplatz, schwer vorstellbar, da doch praktisch überall gezeltet werden kann.
Julien hat sich wirklich ein schönes Plätzchen ausgesucht. Am Ortsausgang, direkt am See, aber noch in Fußdistanz zum nächsten Shop steht sein Campingbus. Mit von der Partie ist auch Alexander, den Julien und Anais offenbar regelmäßig treffen. Er reist per Anhalter durch Zentralasien und ist in Bishkek mal wieder auf die Beiden gestoßen. Wie klein die Welt doch ist zeigt sich, als wir uns ein wenig über den Iran unterhalten. Alexander ist nämlich derjenige, dem Enzo in Tehran seine Kamera geschenkt hatte und Julien hatte Enzo bei der Durchquerung von Turkmenistan mit Wasser versorgt. So nach und nach gewöhnt man sich fast daran, dass man jeden über ein paar Ecken kennt…
Julien und Anais sind nun seit exakt einem Jahr unterwegs. Zur Feier des Tages gibt es eine Auswahl an feinsten französischen Käsesorten. Julien war nämlich erst vor einer Woche von einem kurzen Zwischenstopp in Frankreich zurückgekommen. Wir sitzen in seinem Campingbus, lassen die zweite Gewitterfront über uns hinwegrollen und genießen französischen Wein, frisches Brot und sehr intensiven Käse. Es muss ja nicht jeden Tag Pasta mit Tomatensauce sein…

Tag 159 – 09.Juli

Kadzhi Say – Karakol: 120km; 4:56h im Sattel; 21 – 27 Grad, Sonne
Guesthouse / Camping

Der See hat mich ein wenig in seinen Bann gezogen. Es fällt mir schwer, zeitig meinen Zeltplatz zu räumen und wieder aufs Rad zu steigen. Ich könnte stundenlang den Strand, die Wellen und die Berge in der Ferne bewundern. Der Globetrotter-Bus verlässt aber ohnehin schon um 07:30 Uhr den Zeltplatz, weil Anais Nachmittags zum Zahnarzt in Bishkek muss, ich gönne mir noch ein letztes ausgedehntes Frühstück am See und breche dann schweren Herzens auf. Nur wenige km hinter Kadzhi Say passiert man eine mir bis jetzt nicht ganz verständliche Aneinanderreihung eigenartiger Bauwerke. Teilweise wirkt es wie eine groß angelegte Ferienanlage die nie in Betrieb genommen wurde, stellenweise hat man den Eindruck, es handelt sich um eine Art Kulturarena und dann scheint es fast, als ob es sich um eine Filmkulisse handelt. Ich tippe jetzt mal schwer auf eine zu groß angelegte Ferienanlage. Scheinbar waren zu Sowjetzeiten die Pläne für das Südufer gewaltig.
Bei bestem Radlerwetter gehts auf teilweise sehr holpriger Straße gemütlich am See entlang. Den Wind habe ich dieses Mal auf meiner Seite, das Tagesziel Karakol sollte also ohne Probleme zu erreichen sein. Ich hatte mich an sich auf eine sehr spärliche Besiedelung des Südufers eingestellt, aber zu meiner Überraschung rollt man von einem Dorf ins nächste. Obwohl hier sicherlich regelmäßig Touristen durchkommen wird immer noch sehr freundlich gegrüßt. In vielen Dörfern spürt man noch sehr deutlich, dass vor einigen Jahrzehnten die goldenen Zeiten zu Ende gingen. Verfallene und heruntergekommene Überbleibsel aus Sowjetzeiten, die auf Wohlstand und große Geschäfte hindeuten findet man in praktisch jedem Dorf.
Die Straße verläuft über viele km direkt am Seeufer entlang. Eine traumhaft schöne Uferzone läd zum Baden ein. Hie und da sieht man Wegweiser zu Sanatorien, offenbar eine gute Geschäftsquelle, den Urlaub mit etwas Gesundheit zu verbinden. Auffallend viele Russen mischen sich nun schon unter die Verkehrsteilnehmer.
Wie zu erwarten war, trifft man nun am See immer wieder auf Radeltouristen. Praktisch alle, die ich heute oder in den letzten Tagen getroffen habe, sind nur für ein paar Wochen in der Gegend. Ganz verständlich ist mir aber nicht, weshalb in den seltensten Fällen angehalten wird, um kurz zu plauschen. Manche radeln fast grußlos weiter und diejenigen die stehenbleiben müssen auch fast dazu gezwungen werden. Ich bringe es aber immer noch nicht übers Herz, einfach an Reiseradlern vorbeizurollen. Das Interesse ist aber offenbar bei den Kurzzeittouristen nicht so groß. Viele sind scheinbar in ihrer Blase unterwegs, die Kopfhörer eingestöpselt und nicht wirklich aufnahmebereit für Einflüsse von Aussen.
Eine sehr nette Begegnung hatte ich heute aber mit zwei Schweizern, die mit ihrem Wohnmobil von der Schweiz aus gestartet sind und nun von Kasachstan aus kommend in Richtung Pamir unterwegs sind. Ich plaudere ausgiebig mit Lydia und André, bekomme gekühlten Orangensaft vorgesetzt und zum Abschied sogar noch ein Stück Schweizer Schokolade aus dem Kühlschrank. Traumhaft! Das ist genau das, was man sich immer vorstellt, wenn mal wieder ein Campingbus vorbeifährt. Bis jetzt ist aber noch niemand stehengeblieben. Stehenbleiben und kurz sich austauschen ist bis auf einen Großteil der Radler aber offenbar generell nicht üblich. Immer wieder überholen, oder begegnen mir Motorradfahrer, aber auch von denen bleibt eigentlich keiner stehen. Ich weiß nicht, ob ich mich daran wirklich gewöhnen werde. Danke auf alle Fälle an Lydia und Andé, genauso wünscht man sich eine Begegnung mit einem Camper. Kühle Getränke, ein bisschen Infos über die Straße und vielleicht noch ein paar Tips am Rande.
Nach 220km am Südufer des Sees erreiche ich schließlich Karakol, für viele Reisende der Ausgangspunkt verschiedenster Treckingrouten in die umliegenden Berge. Für mich vorerst nur mal ein Ort zum Ausschnaufen bevor es nach Kasachstan geht. Der Empfehlung von Angie folgend suche ich das Yak Guesthouse auf und schlage dort im Garten mein Zelt auf. Überall blühen Rosen, die Kirschen leuchten rot in den Bäumen und Stachelbeeren scheinen in ein paar Wochen erntereif zu sein. Kurz geduscht und die Radelklamotten gewaschen und schon fühlt man sich wieder wie ein König.
Den Ysyk Köl See werde ich direkt ein wenig vermissen. Ein derart schönes Panorama hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Die Bergketten auf der Nordseite des Sees verschmelzen mit dem Wolkenband darüber, stellenweise blitzt der Schnee ein wenig durch. Dunkelblau liegt der See vor einem und wohin man blickt sieht man nur Wasser. Schwer verständlich, weshalb hier nicht mehr Leute zum urlauben kommen.
Bin schon gespannt, was mich auf der anderen Seite der Bergkette erwartet. Bis nach Kasachstan ist es nicht mehr weit. ich denke, in einer Woche werde ich wohl in Almaty sein. Bis dahin liegt wieder viel unbekanntes Terrain vor mir.