Tag 11

Golubac – Kladovo; 123km; 6:09h im Sattel; 10 Grad, bewölkt
Pensionszimmer

Mit einem backofenfrischen Burek und einem Becher Joghurt lässt es sich hervorragend in den Tag starten. Kraftfutter für die ersten Stunden…
Starker Südostwind kräuselt die Wellen der angestauten Donau und macht mir das Vorankommen etwas schwer. Doch die Mühen werden belohnt. Golubac ist der letzte Ort bevor der Landschaftsabschnitt des Eisernen Tors befahren werden kann. Die kilometerbreite Donau fließt durch einen nur etwas mehr als 100m breiten Einschnitt einer Hügelkette. Nachdem ich die erste Verengung der Donau hinter mich gelassen hatte, nimmt der Wind zunehmend ab.
Die Fahrt durch das Eiserne Tor sollte zu einer der schönsten Tagesetappen bisher werden. Das Landschaftsbild ändert sich nahezu alle Kilometer. Der Fluss verengt sich stellenweise auf weniger als 100m, dann wieder öffnet sich die Donau wieder auf einige hundert Meter. Stellenweise erinnert die Uferformation stark an die Donauhänge am deutsch-österreichischen Donauradweg zwischen Passau und Linz. Doch dann steigt plötzlich das Ufer wieder steil auf, die Straße schraubt sich langsam in die Höhe und gibt einen atemberaubenden Blick auf das vor einem liegende Flusstal frei.
Die Donau bahnt sich nahezu ohne Fließgeschwindigkeit ihren Weg. Einzig die wenigen Schiffe, die auf diesem Flussabschnitt zu sehen sind durchschneiden langsam die spiegelglatte Wasseroberfläche. Ich bin erstaunt, wie wenig Schiffsverkehr auf diesem Flussabschnitt anzutreffen ist.
Das Eiserne Tor kann auf beiden Seiten (Rumänien und Serbien) befahren werden. Ich bin froh, auf der serbischen Seite geblieben zu sein. Die Uferstraße bietet viel Abwechslung. Durch unzählige Tunnels bahnt man sich den Weg entlang der Donau. Mühsame Anstiege werden mit herrlichen Abfahrten belohnt.
Es ist kaum zu glauben, wie vielfältig die Landschaft plötzlich wird. Tagelang bin ich durch monotones Flachland pedaliert, jetzt zeigt sich die Landschaft nahezu nach jeder Kurve von einer anderen Seite.
Bei der Halbzeitpause genieße ich nach Empfehlung des Hauses einen serbischen Burger (Pjleskavica). Der Kellner hatte 17 Jahre in Wien gearbeitet und bewirtet mich mit akzentfreiem Deutsch. Nachdem er seit 4 Jahren wieder zurück in der Heimat ist, interessiert ihn sehr, wie sich Wien entwickelt hat.
Der zweite Abschnitt des Eisernen Tors bietet dann sogar noch mehr Highlights als der Beginn. Lange Zeit habe ich die Sonne im Rücken. Ich fahre also Richtung Norden… Wenn ich nicht wüsste, dass das so sein soll, würde ich mir Sorgen machen.
Je weiter ich vorankomme, desto deutlicher nimmt die Temperatur ab. Auch der Schnee am Straßenrand nimmt wieder zu – immerhin ist er hier noch weiß. In der Ferne erkennt man in Rumänien tief verschneite Berge. Aber auch die Hügellandschaft vor Ort ist leicht überzuckert. Offensichtlich ist beim vorgestrigen Regen hier Schnee gefallen.
Seit gut 150 km bewege ich mich nun schon entlang der rumänischen Grenze. Erst kurz vor Kladovo, als die erste Staustufe erreicht ist, fahre ich am Grenzübergang nach Rumänien vorbei. Rumänien und Serbien teilen sich hier ein gewaltiges Stauwerk, das zur beiderseitigen Stromerzeugung genutzt wird. Auch nach dem Stauwerk nimmt die Donau keine Fahrt mehr auf. Die Rückstauzone des darauf folgenden zweiten Stauwerks ist schon zu spüren…
Kurz nach 16 Uhr erreiche ich mein Etappenziel Kladov. Von hier aus sind es noch ca. 300km bis nach Sofia. Sollte also in drei Etappen machbar sein.
Morgen fallen die ersten 1000km… Nachdem ich mich nun die letzten Tage auf sehr ruhigen Pfaden bewegt habe, werde ich nun wieder in den Hauptverkehr einbiegen. Bin gespannt, ob sich die aufmunternden Gesten der Autofahrer auch auf der Strecke nach Sofia finden. Ich habe mich schon fast an das herzliche Hupen und Blinken der Vorbeifahrenden gewöhnt.
Da ich die Donau morgen verlasse und mich auf den Weg nach Sofia mache, gönne ich mir noch zum Abendessen einen Fisch. Donauradweg ohne Fisch… das kann ja nicht sein… Es gibt gebackenen Hecht mit – wie so oft – Knoblauch wohin man blickt.