Tag 231 – 235 | 19. – 23.September
Jeongdongjin / Andong / Gyeongju / Busan / Daegu / Mokpo: 5 Tage ohne Fahrrad
5 x Hotel
Willkommen in Südkorea, oder auch – Willkommen zurück in der westlichen Welt. Der Kontrast zu China könnte größer nicht sein. Schon als ich vor gut zwei Monaten von Kasachstan aus nach China eingereist war, erlebte ich einen regelrechten Kulturschock, und auch jetzt in Korea fühlt es sich ähnlich an. In China spürte man überall den Drang zur Modernisierung zum Anschluss an den Westen, doch war meist noch ein weiter Weg zu gehen, hier in Korea findet man sich in einem hochentwickeltem und stark westlich orientierten Land wieder. Schon nach den ersten Tagen wird klar, dass ich mich wirklich in einer anderen Welt befinde. Abgeschottet durch Nordkorea, demnach mehr oder weniger eine Insel muss sich Südkorea der restlichen Welt öffnen, um auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu sein. Man muss sagen, in diesem Wettbewerb kann das Land durchaus mithalten. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen plötzlich wieder Englisch sprechen, und wieviel wieder auf Englisch angeschrieben ist. Für westliche Touristen schon fast ein Traumland. Die Ähnlichkeiten zu Japan sind um vieles größer als zu China. Selbstverständlich lässt sich der starke westliche Einfluss auch im Preisniveau ablesen. Vorbei sind die Zeiten des günstigen Essens und der relativ günstigen Schlafgelegenheiten. Preislich liegt Südkorea mit Europa nahezu gleichauf.
Es sticht ins Auge, dass sich die Gesellschaftsstruktur deutlich von China unterscheidet. Recht häufig sieht man Familien mit zwei oder drei Kindern, das Einzelkindmodell scheint hier nicht sonderlich weit verbreitet zu sein. Im Straßenverkehr bewegt man sich endlich wieder rücksichtsvoll und vorausschauen. Für Fußgeher oder Radfahrer wird wieder gebremst und die Vorrangregel gewinnt wieder an Bedeutung. Nur selten wird noch von der Hupe Gebrauch gemacht. Elektrofahrräder, wie sie in China das ganze Land überschwemmt hatten, sieht man in Südkorea gar nicht. Auch die Lärm und Qualm verbreitenden Lastenmotorräder gibt es nicht mehr. Der Straßenverkehr ist um Welten leiser geworden.
Neben dicht besiedelten Gebieten gibt es immer noch sehr ländlich geprägte Regionen mit wenigen Häusern und großen Feldern. Die Landschaft ähnelt stark dem Nordosten Chinas -sanfte, kegelförmige Hügel, dicht bewaldet und in den Niederungen viele Reisfelder.
Die Südkoreaner sind entweder weit besser an westliche Touristen gewöhnt, oder sie unterscheiden sich einfach kulturell so stark von den Chinesen, auf alle Fälle wird man nun nirgendwo mehr angestarrt. Einzig der nun schon deutlich sichtbare Bartwuchs im Gesicht ist immer wieder einmal Anlass für interessierte Blicke und Gespräche hinter vorgehaltener Hand, doch generell treten mir die Südkoreaner sehr höflich und überaus freundlich entgegen.
Schon in Dandong habe ich überaus viele Koreaner mit Funktionskleidung gesehen, nun in Südkorea wird mir auch klar weshalb. Es scheint, als ob sich die Outdoor- und Funktionskleidung zur allgemeinen Mode etabliert hat. Straßenarbeiter, Restaurantbesitzer, Studenten, Touristen, Alte, Junge, praktisch jeder trägt in irgendeiner Form Outdoor- oder Funktionskleidung. Ich dachte ja schon, in Europa ist der Outdoortrend in der aktuellen Mode stark ausgeprägt, aber Südkorea setzt hier einen komplett anderen Maßstab. Manchmal hat man den Eindruck eine Gruppe Extrembergsteiger kommt einem entgegen, doch in Wirklichkeit sind es nur ein paar Touristen auf dem Weg zum Busbahnhof…
Ein Punkt in dem sich die Südkoreaner kein bisschen von den Chinesen unterscheiden ist der intensive Gebrauch von Smartphones. Scheinbar pausenlos werden Nachrichten geschrieben, Mails gelesen oder Filme im Internet geschaut. Die Handyverträge sind in Korea relativ teuer, dafür gibt es meistens Internetflatrates. Das Internet in Südkorea ist plötzlich wieder sagenhaft schnell. Es gibt keine Einschränkung auf den Zugriff für gewisse Seiten mehr, alles ist wieder offen. Das Land scheint mit Hotspots übersäht zu sein. Selbst auf dem Land gibt es immer wieder gratis WLAN.
Untrennbar verbunden mit dem intensiven Gebrauch von Smartphones ist auch das Fotografieren mit dem Telefon. Selbstaufnahmen sind stark in Mode wobei die Südkoreaner sehr häufig auf sogenannte Selfi-sticks zurückgreifen. Das Smartphone wird dazu am Ende eines Teleskopstabes fixiert und mit Bluetooth der Auslöser gedrückt. Jung und Alt sieht man mit dem Selfi-stick hantieren. Passanten um ein Foto zu bitten wird nun völlig überflüssig. Ob diese Entwicklung so erfolgreich ist, weil die Südkoreaner recht schüchtern sind?
An meinem ersten Tag in Südkorea habe ih ja gleich einmal das ganze Land von West nach Ost mit dem Bus durchquert, dabei wurde mir klar, dass Südkorea kein allzugroßes Land ist. In den letzten Wochen hatte ich mich an den Maßstab Chinas gewöhnt, mit dem vermutlich nur Russland mithalten kann. Ein wenig bedauere ich es jetzt schon, dass mir nur gut eine Woche bleiben wird, um das Land mit dem Rad zu erkunden, denn im Grunde würde es sich direkt anbieten, Südkorea einmal zu umrunden.
Das Fortbewegungsmittel ist nun ein neues, eigentlich kein unbekanntes, aber für die ersten Tage doch noch ein ungewohntes.
Nachdem wir uns zwei Nächte in Jeongdongjin aufgehalten hatten ließen wir uns in der Morgendämmerung zum Bahnhof fahren. Der Bahnhof liegt direkt am Meer und so konnten wir um kurz nach 6 Uhr dem Schauspiel beiwohnen, als die Sonne langsam aus dem Wasser auftauchte, eine kleine Entschädigung für den frühen Start in den Tag. Der Zug brachte uns nach Andong von wo aus wir zu einem traditionellen koreanischen Dorf weiterfuhren. Das gut 20km ausserhalb liegende Andong Hahoe Folk Village wurde 2010 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Das Dorf ist liegt sehr idyllisch eingebettet in eine große Flussschleife. Für koreanische Dörfer eher ungewöhnlich sind die Häuser zu einem Zentrum hin orientiert und nicht wie sonst üblich nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Sehr behutsam wurde die historische Substanz bewahrt und ebenso behutsam wird Neues mit traditioneller Technik ergänzt. Das gesamte Dorf hinterlässt einen sehr stimmigen Gesamteindruck. Die strohgedeckten Dächer sind am First kunstvoll verflochten, mit Seilen wird die Dachdeckung in Position gehalten. Gleichzeitig findet man aber auch Ziegeldächer. Die moderne Welt hat natürlich auch nicht vor Hahoe Halt gemacht, aber die Telefonantennen und die WLAN Router werden hier in künstliche Bäume integriert, sodass zumindest aus der Ferne nichts auf die moderne Welt hindeutet. Ein paar wenige Koreaner leben noch in Hahoe und bieten hauptsächlich Guesthouses für Touristen an. Ein zumindest teilweise noch bewohntes Freiluftmuseum in dem man sich ein sehr gutes Bild vom traditionellen Korea machen kann.
Von Hanoe aus gehts mit dem Bus zurück nach Andong und dann per Zug weiter nach Gyeongju, einer historisch durchaus bedeutsamen Stadt. Nach einem etwas längeren Fußmarsch finden wir auch ein recht nettes Hostel. Die Besitzerin ist scheinbar mit einigen Motorradfahrern befreundet, die regelmäßig den Asiatischen Kontinent bereisen. die Wände des Hostels sind mit Landkarten und Fotos tapeziert. So manchen Ort erkenne ich von meiner eigenen Reise wieder, manche Orte liegen noch vor mir. Ein bisschen packt mich jetzt auch schon wieder die Reiselust.
Korea war ursprünglich in drei Königreiche aufgeteilt, bevor es das Silla Königshaus zu einem Einzigen zusammenführte. Gyeongju, der Familiensitz des Silla Königshauses war anschließend für längere Zeit die Hauptstadt Koreas. Bis auf die vielen Hügelgräber gibt es nicht mehr viele Verweise auf die glorreiche Zeit der Silla Familie. Bereits in China sind mir die Hügelgräber am Straßenrand aufgefallen, auch in Korea habe ich schon öfters ähnliche Gräber gesehen, jedoch nie in derart gewaltiger Größe. Bis zu 15m hoch sind die Hügelgräber. Der / die Verstorbene wurde in einer Holzkammer bestattet über die Steine geschlichtet werden und abschließend mit gut einem Meter Erdreich bedeckt werden. Ziemlich großer Aufwand für eine Bestattung, ein wenig erinnert mich das ganze an die Pyramiden in Ägypten.
Der Tourismus in Gyeongju brummt. Busweise kommen Koreaner und hauptsächlich Chinesen in die Stadt und ziehen durch die großen Parkanlagen und die vielen Grünflächen. Für uns geht es am Nachmittag aber schon wieder weiter in Richtung Busan.
Busan ist die zweitgrößte Stadt Südkoreas, liegt direkt am Meer und wird aufgrund der vielen Strände auch das Miami Koreas genannt. Mit der U-Bahn kann man direkt an den Strand fahren. Unsere Wahl fällt auf den Gwangalli Beach. Die abendliche Suche nach einer Unterkunft entpuppt sich als schwieriger als gedacht. Die Zimmerpreise passen sich dem Wochenendtourismus an und es dauert eine ganze Weile, bis wir in zweiter Reihe in leistbares Hotel finden.
Von Seoul aus kann man in gut zwei Stunden mit dem Schnellzug nach Busan reisen, was viele Bewohner Seouls dazu einlädt, das Wochenende am Strand zu verbringen. Die Hotellerie hat sich ziemlich gut auf die Kurzurlauber eingestellt. Eine Unsumme an sog. Love-Motels findet sich am Strand. Hier können die Koreanischen Pärchen ungestört Zeit miteinander verbringen. Sehr viele Koreaner wohnen nämlich auch noch nach der Hochzeit bei den Eltern, da Wohnraum sehr teuer ist. Die Love-Motels sind sauberer als Hostels und billiger als Hotels, bieten dafür einiges an Komfort. Viele Zimmer verfügen über einen eigenen Whirlpool und sind thematisch gestaltet. Für uns wird es dieses mal aber nur eine recht einfache Unterkunft, ganz im koreanischen Stil – das heißt, dass es keine Betten gibt, sondern nur dünne Matratzen am Boden.
Die Hochhäuser in erster Front leuchten und blinken um die Wette. Bei meiner bisherigen Reise musste ich mich stets wundern, dass es eigentlich in keiner Stadt ein ausgeprägtes Nachtleben gab. Zum ersten Mal ist nun Abends noch richtig was los. Bars, Cafés und unzählige Fischlokale reihen sich aneinander. Zahlreiche Expeds und westliche Touristen mischen sich unter das generell recht junge Publikum.
In der Raw Fish Town kann man im Erdgeschoß Fische und Meeresfrüchte von einem der unzähligen kleinen Fischhändlern auswählen und anschließend im dazugehörigen Lokal frisch zubereiten lassen. Angeblich befindet sich hier die weltweit größte Dichte an Sashimi (roher Fisch) Lokalen. Einen kürzeren Weg vom Wasser bis aufs Teller gibt es wohl nur selten.
Man spürt deutlich, dass hier in Busan die Uhren ein wenig anders ticken. Die Lokale haben bis spät in die Nacht geöffnet, am frühen Vormittag ist trotz Wochenende noch recht wenig los. Im Wasser sammeln sich ein paar Surfer, die ihr Glück in den recht schwachen Wellen versuchen. Muskelbepackte Männer und spindeldürre Frauen präsentieren ihre Körper bei sportlicher Betätigung auf der Strandpromenade. Erstaunlich viele Koreaner sind mit dem Rad unterwegs, doch auch eine Handvoll Jogger ziehen ihre Runden am Strand. Der Vergleich mit Miami kommt nicht von ungefähr.
Der dramatisch starke Einfluss der westlichen Kultur ist gerade hier am Strand deutlich zu spüren. Cafes, wie man sie auch jederzeit in Paris, New York oder Berlin finden könnte buhlen mit Fastfoodketten um Kundschaft. Stefan, Reinhard, Gregor und Rhea sind überglücklich, nach ein paar Tagen koreanischer Küche wieder Pizza, Donuts, Sandwiche und Kaffee genießen zu dürfen. Für mich persönlich kommt der Übergang noch viel zu schnell. Einerseits fasziniert mich die Fülle an Lokalen, andererseits fühlt es sich befremdlich an. Immer wieder staune ich darüber, wie stark westlich geprägt das Land ist. Ich bin schon sehr gespannt, ob sich dieser Eindruck dann auch bei meiner finalen Woche mit dem Fahrrad wiederholen wird.
Busan zu besuchen, ohne die lokale Seafood Küche nicht gekostet zu haben wäre schon fast ein Frevel und so gönnen wir uns eine riesige Seafood Platte mit Krabben, Tintenfisch, Scampi und diversen Muscheln. Fünf Leute können sich an dieser Platte mit den feinsten Meeresfrüchten für umgerechnet 35 EUR sattessen, In Europa wäre eine derartige Portion wohl unleistbar.
Eines der großen Highlights im Eventkalender von Busan ist das Internationale Film Festival, welches in gut zwei Wochen startet. Vor drei Jahren wurde eine repräsentative Bühne hierfür fertiggestellt. Das österreichische Architektenbüro Coop Himmelb(l)au ging als Sieger des internationalen Architektenwettbewerbs für das Busan Cinema Center hervor. Eine Besichtigung des Gebäudes war für mich schon fast Pflicht. Beeindruckend, das gewaltig große Flugdach, welches scheinbar nur von zwei Spannseilen gehalten wird. Zwei große Dächer spannen einen riesigen öffentlichen Raum auf, der im Moment vor allem von Kindern und Jugendlichen zum Skaten, oder Radeln verwendet wird. Abseits vom Gebäude für sich, ist die Lichtinszenierung am Abend definitiv eine Besichtigung wert.
Die Rekorde in Busan reissen nicht ab. Neben der weltgrößten Dichte an Sashimi-Lokalen verfügt das Busan Cinema Center über das weltgrößte Cantilever Dach und in direkter Nachbarschaft befindet sich das weltgrößte Kaufhaus. Hier in Südkorea wird in großen Maßstäben gedacht und auch gehandelt. Wenig große Firmen beherrschen das Land. Der Konzern Lotte zum Beispiel ist im Immobilienbereich tätig, betreibt Kaufhäuser und Supermärkte, besitzt eine Busflotte und noch vieles mehr. Egal wo man sich aufhält, fast überall leuchtet einem das Logo des Konzerns entgegen.
Nach zwei Nächten in Busan geht die Reise nun weiter. Nächster Stop – Daegu… Nachdem wir uns direkt neben dem Bahnhof in einem überraschend luxuriösen Hotel niedergelassen hatten, vertrieben wir uns die Zeit im Daegu Tower und erfreuten uns an dem Blick über das Lichtermeer der Stadt. Gregor hatte sich in Daegu mit einem alten Bekannten aus Studienzeiten verabredet. Collin, gebürtiger Schotte, arbeitet seit einem Jahr als Englischlehrer in Daegu und wird in wenigen Wochen Südkorea wieder verlassen. Ebenso wie die meisten Englischlehrer, die ich auf meiner Reise durch Asien getroffen hatte, arbeitet Collin eigentlich in einem völlig anderen Bereich, doch die Tatsache, dass er aus einem englischsprachigen Land kommt qualifiziert ihn bereits als potentiellen Englischlehrer. Als Maschinenbauer hat er eigentlich nicht viel mit der Lehre zu tun, doch die Möglichkeit, ein Jahr in Südkorea für relativ gutes Geld leben und arbeiten zu können reizte ihn sehr und so bewarb er sich für eine Lehrerstelle. Hauptsächlich bietet er Nachhilfe und Aussprachetraining in den Abendstunden an. Neben Schülern und Studenten unterrichtet er auch Erwachsene in der Lernakademie. Der Tag für Südkoreanische Schüler ist lange. Die meisten besuchen nach der Schule noch private Abendakademien und kommen erst gegen 23 Uhr nach Hause, dann müssen noch die Aufgaben für den nächsten Tag gelöst werden und um acht Uhr geht der Unterricht schon wieder weiter. Freizeit hat man als Schüler, oder Student nur sehr wenig. Auch im Arbeitsleben geht es nicht viel besser weiter. Sehr viele Südkoreaner haben nur zwei Urlaubstage im Jahr und können sich diese nicht einmal selbst wählen. Die Sechstagewoche wurde erst vor wenigen Jahren abgeschafft. Aber wohl nur mit diesem immens hohen Arbeitsaufwand war es möglich, dass sich Südkorea wirtschaftlich derart stark entwickeln konnte.
Im Club Republik gab uns Collin einen kurzen Überblick über seine Erfahrungen nach einem Jahr Südkorea. Es war Montag und der Club war recht spärlich besucht, was für uns aber keinen Grund darstellte, das Feld früher zu räumen. Nach Collins Aussage schließt der Club erst, wenn der letzte Gast den Heimweg angetreten hat. Der Kellner würde niemals seine Gäste zum Aufbruch drängen.
Nach dem doch recht ausschweifenden Montagabend ließ jeder von uns das Frühstück im Hotel verfallen. Die meisten hatten sogar zu kämpfen, das Zimmer bis um 12 Uhr zu räumen. Völlig ohne Plan standen wir nun vor dem Hotel und versuchten im nächstbesten Lokal ein Ziel für den Tag zu finden. Eigentlich wären wir gerne auf eine Insel an der Südküste gefahren, doch Collin informierte uns noch über einen sich nähernden Taifun, der in der Regel viel Regen mit sich bringt. Somit fiel die Wahl auf Jeonju. Die Zugfahrt war für die meisten eine willkommene Gelegenheit, den fehlenden Schlaf nachzuholen und sich generell wieder ein wenig zu erholen.
Die Art des Reisens wie ich sie im Moment praktiziere unterscheidet sich wirklich gravierend von dem, was ich in den letzten Monaten gewohnt war. Das, was meiner Meinung nach das Reisen mit dem Fahrrad so speziell macht, fehlt nun vollkommen. Man erlebt kaum noch etwas vom “Dazwischen”. Mit dem Rad ereignen sich oft die besten Dinge zwischendurch, jetzt steigt man in den Zug, blickt vielleicht ein paar Mal aus dem Fenster und kommt dann nach ein paar Stunden ganz woanders wieder an. Es geht von A nach B und alles was dazwischenliegt saust vor der Fensterscheibe vorbei.
In Daejeon heißt es umsteigen und sich nach einer Zugverbindung nach Jeonju umzusehen. Es stellt sich heraus, dass Jeonju heute nur sehr schwer zu erreichen ist und so disponieren wir spontan um und entscheiden uns trotz angekündigtem Regen in Richtung Süden zu fahren. Es geht mit dem KTX, dem schnellsten Zug, den die Korail zu bieten hat, nach Mokpo. Das Wetter schlägt nun nach fünf Tagen durchgehendem Sonnenschein um und es beginnt bereits am frühen Abend zu regnen. Mit etwas Glück können wir aber trotzdem noch ein wenig Strandatmosphäre schnuppern. Die Wetterprognose verspricht zumindest für den kommenden Tag wieder ein wenig Sonnenschein. Mokpo liegt am Gelben Meer, am äußersten Südwestlichen Rand Südkoreas. Mit etwas mehr als 200.000 Einwohner eine verhältnismäßig kleine Stadt. Die Verlockung ist groß, in Mokpo eine Fähre in Richtung Japan zu nehmen, doch es gibt ja ohnehin noch viel in Südkorea zu sehen. Wir haben nun schon fast die Hälfte unserer Korea-Rundreise hinter uns. Zum Glück bleiben noch ein paar Tage, bis wir am 27.September wieder in Seoul einfahren. So nach und nach gewöhne ich mich an die neue Fortbewegungsart. Auch wenn ich immer wieder mal das Fahrrad vermisse, kann ich dem Zugreisen durchaus einiges abgewinnen. Trotzdem freue ich mich schon auf die Fahrradetappe in Richtung Donghae bevor es auf die Fähre nach Russland geht.
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